„Ein voller Terminkalender ist noch lange kein erfülltes Leben“
Kurt Tucholsky
Hast du eigentlich den Sinn des Wortes faul hinterfragt? Duden definiert faul als abgeneigt zu arbeiten, sich zu bewegen, sich anzustrengen; nicht gern tätig; bequem, träge. Doch wo ist hier die Grenze zu Entspannung? Wenn man auf dem Sofa liegt statt irgendwelche Sachen zu erledigen, ist man automatisch faul? Viele Menschen haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie bequem da rumliegen, und fühlen sich etwas besser, wenn sie ständig beschäftig sind. Doch sie sind häufig die Faulsten, sie verlieren sich in Tausenden Kleinigkeiten und lenken sich somit von der Erledigung wichtiger Lebensaufgaben ab. Denn unser Leben besteht aus mehreren Bereichen, die optimalerweise ausgeglichen sein sollen. Wenn man sich nur auf einen oder zwei Bereiche konzentriert und andere vernachlässigt, ruckelt das Lebensrad.
Tim Ferriss in seinem Buch „Die 4-Stunden Woche“ definiert Faulheit auf folgende Weise:
Auch fleißige, beschäftigte Menschen können also durchaus faul sein, was erstmal paradox klingt. Aber wenn man genauer die Situation solcher Menschen betrachtet, arbeiten sie ständig Überstunden, so dass sie ihre Familie kaum sehen, oder haben mehrere Jobs, anstatt sich mit eigener Weiterbildung und besserem Verdienst oder weniger Ausgeben zu beschäftigen.
Man kann durchaus auch 16 Stunden arbeiten, ohne faul zu sein. Der Unterschied liegt in dem Sinn der Sache und dem Ausmaß – hat man die Möglichkeit, bei der Arbeit etwas zu lernen, sich weiter zu entwickeln, neue Bereiche zu erkunden und eigene Bedürfnisse zu befriedigen oder arbeitet man ausschließlich des Geldes oder der Anerkennung wegen. Vielleicht flieht man aber auch von der Realität einer schlechten Beziehung mit dem Partner, anstatt sich mit der Sache auseinanderzusetzen. Genauso können Menschen, die sehr viel Sport machen faul sein, wenn sie es zur Ablenkung oder Selbstbetäubung nutzen. Sie wollen sich nämlich mit den anderen wichtigen Aspekten noch nicht auseinandersetzen, und deswegen als faul bezeichnet werden können.
Etwas Gier zum Beispiel. Unsere Welt schreitet voran, da wir uns ein besseres Leben wünschen. Wenn man sich mit dem gewöhnlichen Leben nicht zufrieden stellen will und vom Leben etwas mehr als Alltag erwartet, findet man die Wege dafür.
Du überlegst dir dann die Schritte, die zu deinem Ziel führen können. Z.B. für finanzielle Unabhängigkeit (sehr aktuelles Thema in der letzten Zeit) fängst Du an, erstmal zu sparen, dir Bücher über Finanzen zu kaufen und in dich und dein Wissen zu investieren. Für das Abnehmen recherchierst du das Thema gründlich, fängst mit Sport und gesunder Ernährung an, suchst Gleichgesinnten. Und das alles auf regelmäßiger Basis!
Frag dich immer – wie kannst du etwas erreichen, und sag dir nicht „ich schaffe das nicht“ oder „ich kann mir das nicht erlauben“, wenn dir die Sache wichtig ist. Dein Gehirn wird nämlich faul, wenn du frühzeitig aufgibst. Wenn du ihm aber Aufgaben gibst und FRAGEN STELLST, fängt es an, sich zu aktivieren und Lösungen zu suchen.
Es gibt also viele Menschen, die zu beschäftigt sind, um sich um ihr Wohlhaben oder ihre Gesundheit zu kümmern. Wenn man sich mit irgendwas nicht beschäftigen möchte, weil es angeblich zu komplex ist, flieht man lieber in eine vertraute Welt von Arbeit, Fernseher, Sport, Reisen, Einkaufen oder Trinken. An sich können die meisten dieser Sachen gut sein, wenn in Maßen betätigt und nicht als Ausflucht genutzt. Die Dosis macht das Gift – es gilt für alles im Leben.
Es gibt Menschen, die so beschäftigt sind, ihre Lebenssituation zu kontrollieren, aufrechtzuerhalten oder zu überleben, dass sie keine Zeit haben, sich auf ihr Leben zu konzentrieren. Denn das Leben besteht aus vielen Bereichen und ist das, was dich auf einer tiefen Ebene ausmacht.
Die Lebenssituation ist die Zusammenstellung von äußeren Umständen, Ereignissen, Menschen, Orten, die uns umgeben. Um die Kontrolle um dein eigenes Leben zu übernehmen, ist es hilfreich erstmal deine Lebensbereiche anzuschauen und zu bestimmen, wie erfüllt sie momentan sind. Dafür gibt es ein Tool des systemischen Coaching „Das Lebensrad“.
Prokrastination bezieht sich auf die Vermeidung von Arbeit oder Aufgaben, die erledigt werden müssen. Die meisten von uns assoziieren das Wort „Aufschieberitis“ mit den vorherigen Erfahrungen, bei denen wir uns faul, schuldig, inadäquat, nervös oder dumm gefühlt haben.
Um deine Prokrastinationsursachen zu verstehen und zu lösen, solltest du die Situationen bestimmen, die für dich am meisten Probleme bereiten. Ist es ein schlechtes Zeitmanagement, fehlende Prioritäten, die dich von Aufgabenerledigung abhalten? Dann lerne und praktiziere Selbstmanagement. Frag dich, was der Grund für dein Aufschiebeverhalten ist. Die möglichen Ursachen:
Steven Pressfield in seinem Buch „War of Art“ hat den folgenden Aspekt hervorgehoben:
Wir sagen nicht „Ich schreibe niemals mein Buch“, sondern „Ich werde mein Buch schreiben. Ich fange morgen an“. In diesem Moment wird der Druck etwas abgebaut, da wir uns ja auf die Produktivität von morgen verlassen. Meistens sind wir aber auch am nächsten Tag nicht viel motivierter, energetischer und inspirierter, um mit der Aufgabe anzufangen. Und so entwickelt sich Prokrastination Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Irgendwann wird dann eine nicht dringende wichtige Aufgabe zu dringender Angelegenheit.
Meistens schieben wir die Aufgaben aus zwei wichtigsten Gründen vor uns hin: entweder ist die Aufgabe zu langweilig oder sie ist zu anstrengend und aus erster Sicht schwer zu bewältigen. In dem ersten Fall, überlege dir die Möglichkeiten, die Herausforderung zu erhöhen. Gestalte die Aufgabe etwas spannender oder nimm dir vor, mehr To-Dos in der gleichen Zeit zu erledigen.
Wenn die Aufgabe zu komplex ist und du dich überwältigt fühlst, breche diese in machbare Unterpunkte runter. Nimm dir weniger vor, als es dir möglich ist, damit du mit der Tätigkeit überhaupt anfängst. Der Anfang ist meistens der schwierigste Teil.
Aufschieberitis bezieht sich aber bei vielen von uns nicht nur auf die Arbeit, sondern auf das Leben. Das Leben, das wir uns eigentlich wünschen – eine Tätigkeit, die uns erfüllt, die Länder, die wir gerne besuchen und Hunderte Aktivitäten, die wir ausprobieren möchten. Viele Menschen schieben das Leben auf die Rente und vergessen, dass durch viel Stress und Unzufriedenheit sie dann höchstwahrscheinlich krank werden und das Leben auch in der Rente nicht wirklich genießen werden können. Die Rente kommt außerdem immer später und wird finanziell immer bescheidener, wenn du dich nicht um deine Finanzen selber kümmerst.
Wo wirst du sein, wenn du das Gleiche machst, wie bisher? Wenn du dir die Zukunft dann vorstellst, ist es erschreckend oder bist du auf dem richtigen Weg? Welche Schritte hast du schon in Richtung deines Traums unternommen? Kennst du überhaupt deinen Traum?